Der Freistaat Sachsen zählt zu den Wirtschaftsmotoren in den neuen Bundesländern und bekleidet auf vielen wirtschaftlichen Gebieten auch deutschlandweit eine Leuchtturmfunktion. Sachsen ist nicht nur Automobilland, sondern auch führend bei Maschinen- und Anlagenbau, der Halbleiterindustrie oder Luft- und Raumfahrttechnik. Dabei stehen auch sächsische Unternehmen vor den Herausforderungen der Fachkräfteknappheit. Neben Ingenieuren sind es vor allem technisch qualifizierte Facharbeiter, die an vielen Stellen dringend gebraucht werden. Laut dem Fachkräftemonitor der IHK fehlten im Jahr 2017 im Freistaat rund 40.000 beruflich qualifizierte Arbeiter mit technischer Ausrichtung. Es wird davon ausgegangen, dass diese Zahl weiter steigt.
Heute ist deshalb fast allen klar, dass wir nicht mehr ohne gut qualifizierte, ausländische Fachkräfte auskommen können, weshalb auch auf Bundeseben mit dem geplanten Einwanderungsgesetz intensiv über die Steuerung des Fachkräftezuzuges nachgedacht wird. Aus dem selben Grund setzen sich das „bsw“ Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft gGmbH in Werdau und ich gemeinsam für den Aufbau einer langfristigen Ausbildungskooperation mit der Republik Belarus ein. Der Belarus ist dabei aufgrund seiner direkten Nachbarschaft zur EU und des bereits hohen Bildungsniveaus vor Ort ein vielversprechender Partner für den Freistaat.
Ziel ist der Wissenstransfer von Sachsen nach Belarus zum einen und der Fachkräfteaustausch zwischen der Republik Belarus und dem Freistaat zum anderen. Besonders wichtig ist es dabei, dass beide Seiten voneinander profitieren und sich keine einseitigen Effekte, wie beispielsweise ein Brain-Drain nach Deutschland, einstellen.
Im ersten Schritt konnten wir Anfang August 2018 nun eine Gruppe von 16 belarussischen Berufsschülern und fünf Betreuern aus Minsk in Sachsen begrüßen, die in einem spannenden Programm nicht nur das sächsische Ausbildungssystem und die Region kennenlernten, sondern sich auch bereits praktisch auf den Gebieten CNC-Drehen, CNC-Fräsen und Schweißen weiterbildeten. Parallel dazu erarbeiteten wir zusammen mit dem Schulleiter der Minsker Berufsschule Nr. 12 für Bauwesen in Gesprächen mit Experten aus Unternehmen, Arbeitsagentur und IHK ein Konzept zum bedarfsorientierten weiteren Fachkräfteaustausch. Neben der Vermittlung von Sprachkenntnissen werden dabei besonders der Austausch von Ausbildern und Auszubildenden sowie die Anpassung von Lehrinhalten und -materialien im Vordergrund unserer sächsisch-belarussischen Ausbildungskooperation stehen.
Die Fachkräfteknappheit gehört, in Verbindung mit dem demographischen Wandel, zu den großen Herausforderungen unserer Zeit, die gelöst werden müssen, damit der Freistaat Sachsen und die Bundesrepublik Deutschland ihre wirtschaftliche Stärke langfristig bewahren können. Wie so oft ist es dafür notwendig, dass alle Ebenen, im Kleinen und im Großen, an einem Strang ziehen.
In diesem Kontext ist die Ausbildungskooperation zwischen dem Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft in Werdau und der Berufsschule Nr. 12 in Minsk ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die gezielte Gewinnung gut ausgebildeter Fachkräfte braucht Zeit. In der nächsten Phase ist schon bald ein Gegenbesuch in Minsk geplant, bei dem die in Werdau getroffenen Vereinbarungen festgemacht werden. Dann kann es mit der eigentlichen Arbeit losgehen, die wahrscheinlich erst in ein paar Jahren Früchte tragen wird.
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