Sachsen ist ein Land der großen Geschichte. Ein Land, in dem man auf seine Baumeister, Künstler und Ingenieure stolz ist. Ein Land, in dem Geschichte, Gegenwart und Zukunft spürbar mit einander verschmelzen. Doch was ist uns unsere Geschichte wert? Was sind uns die Menschen wert, die unsere Geschichte am Leben halten? Diese Fragen stellen sich derzeit in Gestalt des IFA-Oldtimertreffens, welches seit 1997 in Werdau, vor den originalen Produktionshallen des VEB Kraftfahrzeugwerkes „Ernst Grube“, jedes Jahr tausende Besucher anzieht. In diesem Jahr fand das Treffen vom 27.-29. April statt. Neben 600 Fahrzeugen nahmen auch 10.000 Besucher aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus teil. Neuer Rekord, wie fast jedes Jahr. Trotz der fortwährenden Besucherrekorde, einer gesicherten Finanzierung und einem motivierten ehrenamtlichen Organisationsteam könnte es allerdings das letzte Treffen gewesen sein. Grund dafür ist, dass das sächsische Wirtschaftsministerium, und an dessen Spitze Wirtschaftsminister Martin Dulig, einer Sperrung des Veranstaltungsortes, der S 289 „Westtrasse“, ab nächstem Jahr nicht mehr zustimmen will.

Und genau hier stellt sich die entscheidende Frage: Ist es uns eine Veranstaltung wie das IFA-Oldtimertreffen, das zentral für die Geschichte und gewissermaßen die Identität einer ganzen Region ist, wert, eine vierspurige Straße für knapp drei Tage zu schließen und so am Wochenende einigen Kraftfahrern einen gut ausgebauten, zehnminütigen Umweg aufzubürden?

Fragt man die 10.000 Teilnehmer ist die Antwort klar. Und auch ich als Neukirchener und hiesiger Landtagsabgeordneter kenne die Antwort genau: JA. Doch allen Briefen, Einladungen, persönlichen Gesprächen und Kompromissideen der letzten drei Jahre zum Trotz, ist diese Überzeugung bis heute nicht ins SMWA durchgedrungen. Kann der Minister wirklich eine so große Veranstaltung zu Grabe tragen, ohne selbst je dagewesen zu sein? Kennt er die Geschichte der IFA in Werdau nicht oder ist sie ihm egal?

Sicher ist, das SMWA wird kein IFA-Fan mehr. So fragte ich nach der üblichen Praxis für Veranstaltungssperrungen im Freistaat und erhielt auf meine Kleine Anfrage eine erstaunliche Antwort. Jedes Jahr werden für hunderte Veranstaltungen Staatsstraßen im Freistaat gesperrt – allein im vergangenen Jahr 197 Mal. Auch dreitägige Sperrungen sind keine Seltenheit. Was unterscheidet also die Sperrung für das IFA-Oldtimertreffen von den zahlreichen anderen? Diese Antwort bleibt das SMWA bis heute schuldig.

Was also ist uns unsere Geschichte wert? Das IFA-Oldtimertreffen zeigt, dass sie vielen von uns sehr viel Wert ist. Die ehrenamtlichen Organisatoren, Helfer und Besucher, alle verbinden eine Geschichte mit dem VEB Kraftfahrzeugwerkes „Ernst Grube“ in Werdau, viele waren damals selbst dabei. Wichtig ist nun, dass das Verständnis für den Wert dieser Werdauer Geschichte auch in Dresden ankommt. Denn es ergibt keinen Sinn, mit Küchenmöbeln durch Sachsens Regionen zu reisen, wenn man dann regional wichtige Veranstaltungen verhindert. Aus diesem Grund haben der Werdauer Oberbürgermeister und ich nun auch den neuen Ministerpräsidenten, welcher in letzter Zeit großes Interesse für unsere Region zum Ausdruck gebracht hat, in einem Brief persönlich um Unterstützung gebeten. Wir setzten darauf, dass mit Ihm nun eine Lösung gefunden wird.