Die Bundesversammlung, als sogenanntes „nicht-ständiges Verfassungsorgan“ nach Artikel 54 Absatz 1 des Grundgesetzes, hat nur eine Aufgabe: die Wahl des Bundespräsidenten. Sie besteht zur Hälfte aus den Mitgliedern des Deutschen Bundestages und zur anderen Hälfte aus Wahlmännern und Wahlfrauen, die durch die Landtage bestimmt werden. Dafür kommen regelmäßig auch bekannte Persönlichkeiten aus Kultur, Sport oder Wissenschaft zum Einsatz. Das besondere Amt des Bundespräsidenten und die Bundesversammlung wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrer einzigartigen Form konzipiert, um eine überparteiliche, moderierende und integrierende Funktion sicherzustellen und mit einer umfassenden Legitimation auszustatten.
Die 17. Bundesversammlung am 13. Februar 2022 war dabei für mich wieder einmal etwas ganz Besonderes. Man spürt die Grundfeste unserer Demokratie kaum eindrücklicher, als wenn über eintausend gewählte Volksvertreter aus ganz Deutschland zusammenkommen, um über das bundesdeutsche Staatoberhaupt zu entscheiden. Ich nahm in diesem Jahr als Ersatzdelegierter an der Bundesversammlung teil. Um die repräsentative Zusammensetzung jederzeit sicherzustellen, wurden neben den 1472 Wahlfrauen und -männern auch Ersatzdelegierte bestimmt. Als solche mussten wir uns während des Wahlaktes nicht nur abruffähig im Reichstagsgebäude aufhalten, sondern wir nahmen auch an allen offiziellen Informationsveranstaltungen und Fraktionssitzungen im Vorfeld teil.
Leider war auch die diesjährige Bundesversammlung bestimmt von der aktuellen Corona-Pandemie. So fand die Wahl nicht wie sonst im Reichstagsgebäude statt, sondern im größeren Paul-Löbe-Haus des Bundestages. Außerdem wurden alle Teilnehmer im Vorfeld getestet und selbstverständlich galt während der gesamten Veranstaltung die Maskenpflicht. Es war dann auch maßgeblich auf die Pandemie zurückzuführen, dass mehr als 70 Ersatzdelegierte zum Einsatz kommen mussten, weil Wahlfrauen und -männer kurz zuvor positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Glücklicherweise blieben unsere sächsischen Delegierten verschont. Auch wenn ich nicht zur Stimmabgabe gerufen wurde, wird mir dieser Tag als Beispiel unserer gelebten Demokratie noch lange in Erinnerung bleiben.
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